Montag, 21. November 2011

26.-33.Tag/23.-30.10: PIONEERS!


… weil ich es einfach nicht lassen kann und Caro mich de facto auf diese Möglichkeit gestoßen hat, fand ich mich Ende Oktober für eine Woche im Trainerteam des „East African Congress - PIONEERS“ wieder – eine Konferenz für Neulinge, Mitglieder und Leader von AIESEC in Ostafrika. Und was soll ich sagen? Die Erfahrung hat mich einfach umgehauen! :)
Alles begann mit einem 2.5-tägigen Vortreffen (an alle AIESECer, die dies lesen: ihr seht ich versuche angestrengt nicht so viele Anglizismen zu verwenden – an dieser Stelle auch noch mal die Entschuldigung an alle: Fall ich etwas seltsam formuliere, es fällt mir echt schwer, diesen Eintrag auf deutsch zu schreiben.). Das Trainerteam bestand aus Mitgliedern der nationalen Vorstände von AIESEC in Rwanda, Uganda, Äthiopien, Kenia und Tanzania, sowie einigen Internationalen, die Erfahrung mit der Arbeit auf nationaler Ebene haben (wie ich als Mitglied des nationalen Support Teams von AIESEC Germany). Der „chair man“ der Konferenz und somit auch Leiter des Trainerteams und des Vortreffens war Jack, ehemaliger nationaler Präsident von AIESEC Australien und Litauen, sowie ehemaliges Mitglieder vom internationalen Vorstand … Und was soll ich sagen? Er hat das Vortreffen und seinen Job generell gerockt. :) Dank unüblicher Methoden vom Kennenlernen bis zum Sessionfeedback hat er schon diese Tage vor der eigentlichen Konferenz und somit die Qualität der Trainings und die Zusammenarbeit im Team ordentlich aufpoliert. Unter seiner Anleitung arbeiten wir 2.5 Tage durch – unterbrochen von Stromausfällen. An den Abenden gehen wir weg, ich fange an wirklich spannende Dinge über die anderen Länder zu lernen, die Leute ins Herz zu schließen und werde langsam von der Verrücktheit des Teams eingenommen – tanzen an einer Tankstelle an der Hauptstraße sollte da nur ein harmloser Startpunkt bleiben. :) 

Busy trainers ... Bis der Strom weg ist. :)

Vielleicht noch interessant für euch: Das Vortreffen fand in dem Haus statt, in dem neben einem Teil des AIESEC Uganda – Vorstandes auch viele der Praktikanten hier wohnen und das sich inmitten eines Slums befindet. Mein erstes Mal, dass ich durch einen größeren durchgelaufen bin und wenn ihr noch nicht hier wart, ist es vermutlich anders, als ihr es euch vorstellt – ein bisschen, wie auf dem Dorf, um es mit Caros Worten zu sagen: viele kleine Hütten (die hier relativ viel Abstand voneinander haben), keine befestigten Wege, Tiere, die rumlaufen, viele kleine Shops, die größtenteils Essen verkaufen und Kinder, die rufen „Bye, muzungu!“ und einem 10 Sekunden später auch schon mal gerne an den Händen hängen. (Was in Kampala an sich nicht so oft vorkommt, da die Leute hier Weiße gewohnt sind.) 

AIESEC Uganda MC house

Banda

Der erste Tag der Konferenz beginnt mit der Eröffnungszeremonie. Neben einer Rede des (ich glaube) Bildungsministers, der die Wichtigkeit von politschem Leadership in Uganda betont (was man hier durchaus mit gemischten Gefühlen betrachten kann), gibt es unter anderem auch eine traditionelle Tanzaufführung einer Grundschule (Motto: „No pain, no gain!“) – was sehr toll und beeindruckend ist. (Wenn die ihren Körper als Kind schon SO bewegen können, wundert es mich nicht, dass ich da im Vergleich zu den Erwachsenen jämmerlich versage. :)) Es folgt das „Global Village“ – eine Art Minimesse, auf dem die unterschiedlichen Länder sich präsentieren – Caro und mein deutscher Stand mit Schokolade und Haribo ist in gefühlten 30 Sekunden leer gefegt. ;) 

Traditioneller Tanz
Global Village

Danach starten wir in die Konferenz an sich und ich beginne meine Fähigkeiten bezüglich Improvisation deutlich zu verbessern: weil nur 15 von angekündigten 40 Leuten in unserem Workshop sitzen, weil ich kein Bett zugewiesen bekommen habe, weil es keinen Strom gibt, weil es kein Material gibt, weil es einfach anders besser passt … Und es ist okay. Alles, was irgendwo fehlt, macht die Konferenz durch Energie, Trainer-Skills und faszinierende Einsichten für alle Beteiligten wieder wett. Ich fühle mich sehr am richtigen Platz, weil ich sehe, was AIESEC hier in den Leuten bewegt – die Rate an Teilnehmern, die ambitioniert und innovativ sind, was ihre Zukunft angeht, die rauskommen wollen oder was in ihrem eigenen Land verändern ist auffallend (!) größer als im normalen Gespräch mit beispielsweise den Studenten, mit denen ich arbeite. Somit ist auch die Trainerrolle hier eine extrem dankbare … Nicht nur, weil auch ich viel aus dem Leben der Teilnehmer lerne, sondern auch, weil der Erfolg recht unmittelbar sichtbar wird. Ich verliebe mich ein wenig in AIESEC in Ostafrika, das muss ich zugeben. :)

Konkret trainiere ich zusammen mit Kela aus Kenia (ursprünglich aus Spanien) und Martha aus Tanzania den Großteil des Team Member Tracks (eine Reihe von Workshops über die Konferenz verteilt), sowie eine Session über „Market segmentation“ im funktionalen Teil und leite die „Connection time“ an einem Abend. 

Workshop time!

Dieser Beitrag wird grade schon ganz schön lang und ich kann auch nicht all die kleinen Dinge wiedergeben, die mich in diesen Tagen beeindruckt haben - erwähnenswert ist wohl noch das Gala-Dinner am letzten Abend mit vielen sehr chicen Leuten, der Drohung mich zu versteigern, Caros Bauchtanzperformance, nach der sie vor Blitzlicht halbblind ist und diversen Awards. Ich mag diese Abende immer. :)

Gala Dinner
Alles in allem bin ich allen Beteiligten und natürlich dem Trainerteam sehr dankbar – besonders Joan, die ihr Bett mit mir geteilt hat, weil ich keines hatte (es war ein großes Bett ;)), Kela, die mir so einiges über Improvisation und positives Denken beigebracht hat, Jack, Nash & Rebeca, die mir viele Einblicke in ihre Geschichte gegeben haben … Desweiteren war ich selten mit einer Gruppe Leute zusammen, die so viele dezent bescheuerte, aber extreme spaßige Ideen hatte. Deutsche Trainer schlagen gerne auf internationalen Konferenzen die Hände über dem Kopf zusammen, wurde mir gesagt, weil die Standards doch andere sind als bei uns … Aber dieses Team hatte es einfach drauf! :) Nach dem letzten gemeinsamen Abend in einer Kneipe in Kampala bin ich glücklich, inspiriert und mit neuen Menschen in meinem Herzen nach Hause gegangen …

Trainer team - from/ living in: Uganda, Rwanda, Ethiopia,
Kenia, Tanzania, Germany, France, Brasil, Italy,
Mozambique, Côte d'Ivoire, Spain, Columbia, Mexico,
Australia, Netherlands

Find me! :) (Ja, ist einfach.)
I wanna do it again! ;)

Mittwoch, 9. November 2011

Outstanding everyday life - part II

Auf Grund von Nachfrage hier nach kurzer Zeit exklusiv der 2. Teil der bunten Fakten aus der Perle Afrikas ...

… Achja: Ihr wollt Musik? Ihr kriegt Musik! Da:
  • Ich kann ugandischem Gossip meist nur sehr begrenzt folgen, weil zu viele Menschen involviert sind, die irgendwie miteinander verwandt sind oder beste Freund (waren) und sich hassen, lieben, rächen oder Kinder voneinander kriegen. Aber unterhaltsam ist er trotzdem. ;)
  • Apropo beste Freunde: Wenn man mit Ugandern unterwegs ist, kriegt man auch schon mal innerhalb von zwei Stunden drei beste Freunde vorgestellt.
  • Äthiopisches Essen ist super.
  • Ich habe eine filmreife Riesenkakerlake gesehen – und sie hat Svenja angeflogen! (Ja, die fliegen! Zum Glück war ich da nicht dabei.) Sue musste eine halbe Flasche (keine Übertreibung) „Doom“ (sehr ansprechender Name für Insektenspray, wie ich finde) auf das Vieh sprühen, bevor es aufgegeben hat – hab es erst danach in Augenschein genommen. Man darf im Übrigen nicht auf die Dinger drauftreten, weil sie ihre Eier auf dem Rücken tragen und die dann überall in der Umgebung verteilen.
  • Jeder hatte hier entweder schon einen Unfall oder kennt jemand, der einen schlimmen Unfall hatte … Man steht in der Rush Hour auch schon mal 20 Minuten am Straßenrand, bevor man zur anderen Seite kommt.
  • Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Ich habe es geschafft mir das Handy in einem Club aus der Hosentasche klauen zu lassen. Jetzt habe ich ein supercooles Billigding (ca. 10 €) von meinem Mobilfunkanbieter – mit Radio und Taschenlampe (was in etwa das nützlichste ist, was man hier an einem Handy haben kann) – wuhu!.
  • Wenn man den Mädels, die hinter einem für die Toilette anstehen Komplimente macht, drängeln sie sich nicht vor. :)
  • Horrorfantasie der Woche: Wenn in unserer Wohnung bei der Eingangstür Feuer ausbricht können wir nicht fliehen, weil vor allen Fenstern Gitter sind. Yay.

Das nächste Mal schreibe ich auch wieder mit Zusammenhang – es gab  doch einige Events in der letzten Zeit. Gerade bin ich auch wieder Blog-motiviert … also seid gespannt! :)

Und lasst mich auch ruhig daran teilhaben, was für spannende Dinge in eurem Leben passieren! Was sind die bemerkenswerten Fakten, die Deutschland zur Zeit zu bieten hat?

Sonntag, 6. November 2011

„Outstanding everyday life“

Ab diesem Blogeintrag exklusiv auch mit Musik – ihr kriegt meine Lieblingslieder, die hier hoch- und runterlaufen, als Untermalung:



Während ich dies schreibe bin ich seit reichlich einem Monat hier und eine gewisse Routine hat sich eingestellt … Was nichts daran ändert, dass so ziemlich jeder Tag etwas neues, spannendes für mich bereit hält. Daher gebe ich an dieser Stelle die Chronologie auf (ich habe nie die Leute verstanden, die so überengagiert einen Blog anfangen und ihn dann einschlafen lassen ;)) und versorge euch einfach mit den Fakten, die mir in den letzten 4 Wochen bemerkenswert erschienen …
  • Mein schrottiger Laptop (einige von euch kennen ihn), hat tatsächlich zwischenzeitlich den Geist aufgegeben … Aber (!) einer von Sues genialen Brüdern hat ihn mir repariert und jetzt läuft er reibungsloser als irgendwann zuvor in den letzten 1.5 Jahren! :)
  • Papayas hier sind RIESIG
  • Handwerker hier sind auch nicht anders als in Deutschland … Als unsere Toilette unter Wasser steht (wir vermuten, weil der Regen durch das rostige Rohr hochgedrückt hat) lösen sie das offensichtlich falsche Problem (es liegt am Spülkasten – kann nicht sein, nur der Boden war nass …)
  • Ich sollte dringend Sport machen, da man hier de facto nie läuft/sich sonst irgendwie körperlich betätigt. Und  Tanzstunden nehmen – im Vergleich zu den Afrikanern bin ich die totale Bewegungslegasthenikerin.
  • Die rebellische Jugend in Uganda zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie ihre eigenen Haare haben (die meisten Männer hier haben Glatze und die meisten Frauen eingeknüpfte Kunsthaare oder chemisch geglättetes Naturhaar)
  • Rugby ist wirklich unterhaltsam anzusehen (besonders bei frühlingshaftem Wetter am Sonntag, wenn es davor geregnet hat und die durchtrainierten Spieler sich dauernd in irgendwelchen Schlammpfützen wälzen)
  • Ugander ergreifen gerne einfach mal so deine Hand und lassen sie auch so schnell nicht wieder los
  • Kühe haben hier lange Hörner
Nein, das versteht keiner, warum man die Kuh fotografiert. :)
  • Von den Topnachrichten hier hat in Europa tendenziell niemand gehört – ich frage mich, was bei euch grade die großen Schlagzeilen macht. 

Ich könnte noch eine ganze Weile weitermachen, aber da wahrscheinlich die wenigsten von euch motiviert sind so einen langen Text zu lesen, gibt es einen 2. Teil – sehr bald, versprochen!