Montag, 21. November 2011

26.-33.Tag/23.-30.10: PIONEERS!


… weil ich es einfach nicht lassen kann und Caro mich de facto auf diese Möglichkeit gestoßen hat, fand ich mich Ende Oktober für eine Woche im Trainerteam des „East African Congress - PIONEERS“ wieder – eine Konferenz für Neulinge, Mitglieder und Leader von AIESEC in Ostafrika. Und was soll ich sagen? Die Erfahrung hat mich einfach umgehauen! :)
Alles begann mit einem 2.5-tägigen Vortreffen (an alle AIESECer, die dies lesen: ihr seht ich versuche angestrengt nicht so viele Anglizismen zu verwenden – an dieser Stelle auch noch mal die Entschuldigung an alle: Fall ich etwas seltsam formuliere, es fällt mir echt schwer, diesen Eintrag auf deutsch zu schreiben.). Das Trainerteam bestand aus Mitgliedern der nationalen Vorstände von AIESEC in Rwanda, Uganda, Äthiopien, Kenia und Tanzania, sowie einigen Internationalen, die Erfahrung mit der Arbeit auf nationaler Ebene haben (wie ich als Mitglied des nationalen Support Teams von AIESEC Germany). Der „chair man“ der Konferenz und somit auch Leiter des Trainerteams und des Vortreffens war Jack, ehemaliger nationaler Präsident von AIESEC Australien und Litauen, sowie ehemaliges Mitglieder vom internationalen Vorstand … Und was soll ich sagen? Er hat das Vortreffen und seinen Job generell gerockt. :) Dank unüblicher Methoden vom Kennenlernen bis zum Sessionfeedback hat er schon diese Tage vor der eigentlichen Konferenz und somit die Qualität der Trainings und die Zusammenarbeit im Team ordentlich aufpoliert. Unter seiner Anleitung arbeiten wir 2.5 Tage durch – unterbrochen von Stromausfällen. An den Abenden gehen wir weg, ich fange an wirklich spannende Dinge über die anderen Länder zu lernen, die Leute ins Herz zu schließen und werde langsam von der Verrücktheit des Teams eingenommen – tanzen an einer Tankstelle an der Hauptstraße sollte da nur ein harmloser Startpunkt bleiben. :) 

Busy trainers ... Bis der Strom weg ist. :)

Vielleicht noch interessant für euch: Das Vortreffen fand in dem Haus statt, in dem neben einem Teil des AIESEC Uganda – Vorstandes auch viele der Praktikanten hier wohnen und das sich inmitten eines Slums befindet. Mein erstes Mal, dass ich durch einen größeren durchgelaufen bin und wenn ihr noch nicht hier wart, ist es vermutlich anders, als ihr es euch vorstellt – ein bisschen, wie auf dem Dorf, um es mit Caros Worten zu sagen: viele kleine Hütten (die hier relativ viel Abstand voneinander haben), keine befestigten Wege, Tiere, die rumlaufen, viele kleine Shops, die größtenteils Essen verkaufen und Kinder, die rufen „Bye, muzungu!“ und einem 10 Sekunden später auch schon mal gerne an den Händen hängen. (Was in Kampala an sich nicht so oft vorkommt, da die Leute hier Weiße gewohnt sind.) 

AIESEC Uganda MC house

Banda

Der erste Tag der Konferenz beginnt mit der Eröffnungszeremonie. Neben einer Rede des (ich glaube) Bildungsministers, der die Wichtigkeit von politschem Leadership in Uganda betont (was man hier durchaus mit gemischten Gefühlen betrachten kann), gibt es unter anderem auch eine traditionelle Tanzaufführung einer Grundschule (Motto: „No pain, no gain!“) – was sehr toll und beeindruckend ist. (Wenn die ihren Körper als Kind schon SO bewegen können, wundert es mich nicht, dass ich da im Vergleich zu den Erwachsenen jämmerlich versage. :)) Es folgt das „Global Village“ – eine Art Minimesse, auf dem die unterschiedlichen Länder sich präsentieren – Caro und mein deutscher Stand mit Schokolade und Haribo ist in gefühlten 30 Sekunden leer gefegt. ;) 

Traditioneller Tanz
Global Village

Danach starten wir in die Konferenz an sich und ich beginne meine Fähigkeiten bezüglich Improvisation deutlich zu verbessern: weil nur 15 von angekündigten 40 Leuten in unserem Workshop sitzen, weil ich kein Bett zugewiesen bekommen habe, weil es keinen Strom gibt, weil es kein Material gibt, weil es einfach anders besser passt … Und es ist okay. Alles, was irgendwo fehlt, macht die Konferenz durch Energie, Trainer-Skills und faszinierende Einsichten für alle Beteiligten wieder wett. Ich fühle mich sehr am richtigen Platz, weil ich sehe, was AIESEC hier in den Leuten bewegt – die Rate an Teilnehmern, die ambitioniert und innovativ sind, was ihre Zukunft angeht, die rauskommen wollen oder was in ihrem eigenen Land verändern ist auffallend (!) größer als im normalen Gespräch mit beispielsweise den Studenten, mit denen ich arbeite. Somit ist auch die Trainerrolle hier eine extrem dankbare … Nicht nur, weil auch ich viel aus dem Leben der Teilnehmer lerne, sondern auch, weil der Erfolg recht unmittelbar sichtbar wird. Ich verliebe mich ein wenig in AIESEC in Ostafrika, das muss ich zugeben. :)

Konkret trainiere ich zusammen mit Kela aus Kenia (ursprünglich aus Spanien) und Martha aus Tanzania den Großteil des Team Member Tracks (eine Reihe von Workshops über die Konferenz verteilt), sowie eine Session über „Market segmentation“ im funktionalen Teil und leite die „Connection time“ an einem Abend. 

Workshop time!

Dieser Beitrag wird grade schon ganz schön lang und ich kann auch nicht all die kleinen Dinge wiedergeben, die mich in diesen Tagen beeindruckt haben - erwähnenswert ist wohl noch das Gala-Dinner am letzten Abend mit vielen sehr chicen Leuten, der Drohung mich zu versteigern, Caros Bauchtanzperformance, nach der sie vor Blitzlicht halbblind ist und diversen Awards. Ich mag diese Abende immer. :)

Gala Dinner
Alles in allem bin ich allen Beteiligten und natürlich dem Trainerteam sehr dankbar – besonders Joan, die ihr Bett mit mir geteilt hat, weil ich keines hatte (es war ein großes Bett ;)), Kela, die mir so einiges über Improvisation und positives Denken beigebracht hat, Jack, Nash & Rebeca, die mir viele Einblicke in ihre Geschichte gegeben haben … Desweiteren war ich selten mit einer Gruppe Leute zusammen, die so viele dezent bescheuerte, aber extreme spaßige Ideen hatte. Deutsche Trainer schlagen gerne auf internationalen Konferenzen die Hände über dem Kopf zusammen, wurde mir gesagt, weil die Standards doch andere sind als bei uns … Aber dieses Team hatte es einfach drauf! :) Nach dem letzten gemeinsamen Abend in einer Kneipe in Kampala bin ich glücklich, inspiriert und mit neuen Menschen in meinem Herzen nach Hause gegangen …

Trainer team - from/ living in: Uganda, Rwanda, Ethiopia,
Kenia, Tanzania, Germany, France, Brasil, Italy,
Mozambique, Côte d'Ivoire, Spain, Columbia, Mexico,
Australia, Netherlands

Find me! :) (Ja, ist einfach.)
I wanna do it again! ;)

Mittwoch, 9. November 2011

Outstanding everyday life - part II

Auf Grund von Nachfrage hier nach kurzer Zeit exklusiv der 2. Teil der bunten Fakten aus der Perle Afrikas ...

… Achja: Ihr wollt Musik? Ihr kriegt Musik! Da:
  • Ich kann ugandischem Gossip meist nur sehr begrenzt folgen, weil zu viele Menschen involviert sind, die irgendwie miteinander verwandt sind oder beste Freund (waren) und sich hassen, lieben, rächen oder Kinder voneinander kriegen. Aber unterhaltsam ist er trotzdem. ;)
  • Apropo beste Freunde: Wenn man mit Ugandern unterwegs ist, kriegt man auch schon mal innerhalb von zwei Stunden drei beste Freunde vorgestellt.
  • Äthiopisches Essen ist super.
  • Ich habe eine filmreife Riesenkakerlake gesehen – und sie hat Svenja angeflogen! (Ja, die fliegen! Zum Glück war ich da nicht dabei.) Sue musste eine halbe Flasche (keine Übertreibung) „Doom“ (sehr ansprechender Name für Insektenspray, wie ich finde) auf das Vieh sprühen, bevor es aufgegeben hat – hab es erst danach in Augenschein genommen. Man darf im Übrigen nicht auf die Dinger drauftreten, weil sie ihre Eier auf dem Rücken tragen und die dann überall in der Umgebung verteilen.
  • Jeder hatte hier entweder schon einen Unfall oder kennt jemand, der einen schlimmen Unfall hatte … Man steht in der Rush Hour auch schon mal 20 Minuten am Straßenrand, bevor man zur anderen Seite kommt.
  • Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Ich habe es geschafft mir das Handy in einem Club aus der Hosentasche klauen zu lassen. Jetzt habe ich ein supercooles Billigding (ca. 10 €) von meinem Mobilfunkanbieter – mit Radio und Taschenlampe (was in etwa das nützlichste ist, was man hier an einem Handy haben kann) – wuhu!.
  • Wenn man den Mädels, die hinter einem für die Toilette anstehen Komplimente macht, drängeln sie sich nicht vor. :)
  • Horrorfantasie der Woche: Wenn in unserer Wohnung bei der Eingangstür Feuer ausbricht können wir nicht fliehen, weil vor allen Fenstern Gitter sind. Yay.

Das nächste Mal schreibe ich auch wieder mit Zusammenhang – es gab  doch einige Events in der letzten Zeit. Gerade bin ich auch wieder Blog-motiviert … also seid gespannt! :)

Und lasst mich auch ruhig daran teilhaben, was für spannende Dinge in eurem Leben passieren! Was sind die bemerkenswerten Fakten, die Deutschland zur Zeit zu bieten hat?

Sonntag, 6. November 2011

„Outstanding everyday life“

Ab diesem Blogeintrag exklusiv auch mit Musik – ihr kriegt meine Lieblingslieder, die hier hoch- und runterlaufen, als Untermalung:



Während ich dies schreibe bin ich seit reichlich einem Monat hier und eine gewisse Routine hat sich eingestellt … Was nichts daran ändert, dass so ziemlich jeder Tag etwas neues, spannendes für mich bereit hält. Daher gebe ich an dieser Stelle die Chronologie auf (ich habe nie die Leute verstanden, die so überengagiert einen Blog anfangen und ihn dann einschlafen lassen ;)) und versorge euch einfach mit den Fakten, die mir in den letzten 4 Wochen bemerkenswert erschienen …
  • Mein schrottiger Laptop (einige von euch kennen ihn), hat tatsächlich zwischenzeitlich den Geist aufgegeben … Aber (!) einer von Sues genialen Brüdern hat ihn mir repariert und jetzt läuft er reibungsloser als irgendwann zuvor in den letzten 1.5 Jahren! :)
  • Papayas hier sind RIESIG
  • Handwerker hier sind auch nicht anders als in Deutschland … Als unsere Toilette unter Wasser steht (wir vermuten, weil der Regen durch das rostige Rohr hochgedrückt hat) lösen sie das offensichtlich falsche Problem (es liegt am Spülkasten – kann nicht sein, nur der Boden war nass …)
  • Ich sollte dringend Sport machen, da man hier de facto nie läuft/sich sonst irgendwie körperlich betätigt. Und  Tanzstunden nehmen – im Vergleich zu den Afrikanern bin ich die totale Bewegungslegasthenikerin.
  • Die rebellische Jugend in Uganda zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie ihre eigenen Haare haben (die meisten Männer hier haben Glatze und die meisten Frauen eingeknüpfte Kunsthaare oder chemisch geglättetes Naturhaar)
  • Rugby ist wirklich unterhaltsam anzusehen (besonders bei frühlingshaftem Wetter am Sonntag, wenn es davor geregnet hat und die durchtrainierten Spieler sich dauernd in irgendwelchen Schlammpfützen wälzen)
  • Ugander ergreifen gerne einfach mal so deine Hand und lassen sie auch so schnell nicht wieder los
  • Kühe haben hier lange Hörner
Nein, das versteht keiner, warum man die Kuh fotografiert. :)
  • Von den Topnachrichten hier hat in Europa tendenziell niemand gehört – ich frage mich, was bei euch grade die großen Schlagzeilen macht. 

Ich könnte noch eine ganze Weile weitermachen, aber da wahrscheinlich die wenigsten von euch motiviert sind so einen langen Text zu lesen, gibt es einen 2. Teil – sehr bald, versprochen!

Freitag, 14. Oktober 2011

5.-7. Tag: „Safari !!!“

2.10. // 6 Uhr aufstehen! Wir (Martin & ich) starten ab dem Red Chilli (einem Hostel, das in den größeren Städten Ugandas vertreten ist und u.a. auch Trips organisiert) gemeinsam mit den Briten Rivka und John unsere Safari. (Juhu! :)) 
Ich fahre das erste Mal über Land, durch kleinere Dörfer und fühle mich sehr touristisch … Viele Häuser haben zur Straße hin eine Geschäftsfront, die wahlweise (gegen einen vermutlich lächerlichen Betrag) von Coca Cola, einem Handyanbieter oder Sadolin (Farbunternehmen - haha) quietschbunt angestrichen wurden – dahinter liegt eine kleine Landwirtschaft. 
Nach einem Zwischenstopp in Masindi zum Lunch erreichen wir den „Murchison Falls National Park“, unser erster Stopp in diesem findet sich im Regenwaldteil des Parks zum Schimpansentracking. Mit langer Hose in den Socken (bissige Ameisen) und Führer stapfen wir durch die dichte Vegetation und folgen Spuren, die nur unser guide sieht – erfolgreich. Nach 40 Minuten erspähen wir den ersten Schimpansen, der gemütlich in einer Astgabel sitzt – es folgt so ziemlich seine ganze Familie, wir kommen den Affen teilweise sehr nah. Die Bilder geben vielleicht einen Eindruck … vollständig wird er nie sein, bis ihr selbst dort steht. Wow.



Nach circa drei Stunden setzen wir unseren Weg zum „Red Chilli“ im Park fort – Martin und ich teilen uns ein großes Zelt mit zwei Feldbetten. Von der Bar des Camps aus kann man weit über den Park schauen – erst den waldigen Part, dann der Nil, der hindurchfließt, bis hin zur Steppe. Ich kann mich an dem Ausblick kaum sattsehen, bis die Dunkelheit einbricht – die optimale Location für ein Glas Wein. :)

Das Camp - in einem der Zelte haben wir geschlafen

Warzenschweine chillen im Camp :)
3.10. // 
Sonnenaufgang über dem Park - Ausblick von der
Camp-Bar
Nach schlafen im Zelt inklusive Warzenschweingrunzen vor der Tür und duschen inklusive Käfern brechen wir am Morgen um 6.30 Uhr zu unserem „game drive“ (Tiere gucken) auf. Zu diesem Zweck setzen wir mit der Fähre über den Nil zum „steppigeren“ Part des Parks über.

Eine kleine Nilfähre mit vielen Jeeps
Was nun folgt lässt mich daran zweifeln, ob ich jemals wieder in einen Zoo möchte …  Wir haben nicht nur grundsätzlich Glück, sondern auch ein sehr netten Guide, der Job und Ehre riskiert und mit uns „off track“ fährt, weil er hinter einem Gestrüpp eine Löwenfamilie vermutet (was sich natürlich in seinem „tip“ niederschlägt ;)). Nicht nur das Wildleben ist unglaublich, auch die Landschaft ist einfach atemberaubend (wir halten unter anderem am „Lake Edward“, der zwischen Uganda und dem Kongo liegt) … Ich kann es nicht in Worte fassen, daher müssen diesmal wirklich Bilder her …










 Beim Mittag zurück im Camp lernen wir die anderen Leuten kennen, die in einem 2. Jeep von Kampala aus mit uns gestartet sind: Beth aus Great Britain, June aus Thailand, Margrit aus Deutschland, Fergul und Dermud aus Irland und einen sehr typischen Italiener (Luca) mit sehr untypischem Freund (Lorenzo – untypisch, da sehr hell und von oben bis unten tatöwiert und gepierct).
Leute im Camp
Mit allen zusammen brechen wir am frühen Nachmittag zu unserer Nilfahrt, hinauf zu den Murchison Falls auf … sehr warm, sehr entspannt, Tiere und Natur ziehen vorbei. (Treffendes Zitat: „Da versteht man auch endlich mal, warum die Nilpferde heißen.“) 

Auf dem Boot

Farbenfrohe Vögel am Ufer
Die Leute unserer Jeep-Gruppe und ein britisches Ehepaar, das wir schon am Vorabend kennen gelernt haben, werden in einiger Entfernung zu den Wasserfällen am Flussrand „ausgesetzt“, weil wir zu dem Punkt laufen wollen, wo der Murchison Fall in die Tiefe stürzt. Die Tour dauert eine reichliche Stunde und geht wandernder und kletternder Weise bergauf über Stein, Matsch und Wurzel. („We really need to work out more!“) Nachdem wir 15 Minuten unterwegs sind überrascht uns ein typischer, tropischer Regenfall und wir sind bis auf die Haut durchnässt (wie auf den Fotos von mir zu sehen) – belohnt werden wir aber mit unglaublichen Ausblicken auf den Murchison – und den Freedom Fall. Wir sind so beeindruckt von der Naturgewalt, dass es uns egal ist, dass wir nochmal total nass werden, als wir unser Ziel erreicht haben und so nah sind, dass das Sprühwasser des Murchison Fall uns erreicht. Unser Guide erzählt nebenbei unterhaltsame Schauergeschichten, z.B., dass die jungen Männer des ansässigen Stammes, wollten sie heiraten, zunächst ihre Stärke beweisen mussten, indem sie über die 7 Meter in die Tiefe stürzendes Wasser sprangen oder, dass sich hier vor zwei Jahren ein Amerikaner in den Abgrund gestürzt hat und seine Leiche nie gefunden wurde (Lagerfeuer-reif!). 
Murchison Fall - von unserem Startpunkt aus gesehen

Freedom Fall - ich - Murchison Fall ;)

Am Ziel angekommen ...
Am Abend sitzen wir wieder in der kompletten Gruppe zusammen und diskutieren verschiedenste Themen bis das Licht um 12 Uhr abgeschaltet wird. Irgendwie bekomme ich richtig Lust auf backpacking. :) Wer ist dabei?

PS: Unterhaltsamster Running Gag des Tages … Die Italiener sind erst seit ein paar Tagen in Kampala. Am 1. Abend gehen sie in Kabalagala (Party-/Rotlichtviertel) aus … Mit dem Ergebnis, dass Luca von einer Prostituierten sein Geldbeutel gestohlen wird, während sie ihn anspricht, er daraufhin zur Polizei will, diese Lorenzo ausnimmt, weil er keinen Pass dabei hat und sie, als sie später nach Hause laufen wollen (blöde Idee) von einer Straßengang so ziemlich aller anderer Habseligkeiten beraubt werden. Beware of prostitutes. Don’t trust the police. Walking is dangerous. ;)

4.10. // Am letzten Tag dürfen wir relativ lange schlafen und machen uns dann auf den Weg zurück Richtung Kampala, allerdings nicht ohne einen Abstecher ins „Rhino sanctuary“ – einem abgetrennten Gebiet, in dem versucht wird, die in Uganda ausgerotteten Nashörner neu zu etablieren. Das „tracking“ ist diesmal sehr kurz und führt uns 100 m nachdem wir aus dem Jeep ausgestiegen sind zu einer Herde friedlich grasender Nashörner (die hier alle Namen haben – z.B. das Baby-Nashorn Obama, das so heißt, weil sein Vater aus Kenia kommt und seine Mutter aus den USA (weiterer random fact: gespendet von Disney)). Mir war vorher nie bewusst, wie urzeitlich diese Tiere tatsächlich aussehen … 



Nach einem Mittagessen in der Basis des sanctuaries (gut gewürztes Chilli – bemerkenswert, Würzen ist hier sonst eher ein Fremdwort) geht es zurück nach Kampala – mit so vielen Eindrücken in so kurzer Zeit, dass mir jetzt, 10 Tage später, während ich das tippe, noch ganz schwindlig und glücklich zu Mute wird. Eine Safari ist vielleicht das Standard-Afrika-Touristen-Ding … aber ich kann es jedem nur empfehlen, denn es ist einfach atemberauend, rührend, schön und … schön.

PS: An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf verweisen, dass die anderen Beiträge jetzt auch mit Fotos versehen sind und einen besonderen Dank an Martin aussprechen, weil er den Großteil dieser gemacht hat. :)

Donnerstag, 6. Oktober 2011

4. Tag: „Strandtag“

Nach wenig Schlaf stehen wir um 10.30 Uhr auf, um mit Freunden von Kim, Svenja und Sue nach Entebbe zum Lake Victoria zu fahren (der zweitgrößte Süßwassersee der Welt!). Auf dem Weg dorthin überrascht uns ein weiterer Superregenfall – wir sind grade in einem Viertel am Hügel und stehen plötzlich in einem Fluss. Ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel, das ich euch eigentlich gar nicht in Worten beschreiben kann. (Und mein Haus- und Hoffotograf Martin, der ansonsten alles fotografiert, hat nicht mal Bilder gemacht!) Natürlich ist das Ganze auch nicht ungefährlich - man sieht die zahlreichen Schlaglöcher bei Regen nicht mehr, was Passanten schon zum Stolpern gebracht und unter Wasser gezogen hat. (Generell steht Uganda bei Regen jedoch still: Kein öffentliches Verkehrsmittel fährt und keiner verlässt das Haus – ein beliebter Grund, um sich zu verspäten oder Treffen abzusagen.)

In Entebbe ist allerdings schönes Wetter und wir besuchen zunächst den botanischen Garten … eher eine Art großer Park mit vereinzelten Schildern. Unter anderem gibt es dort zahlreiche Termitenhügel und ich lerne, dass die Erde dieser angeblich gegen Magenbeschwerden hilft und Schwangerschaft unterstützt. (Erfahrungsbericht: wie Sand essen … Nein, ich hab mir keine ganze Hand davon in den Mund gestopft und meinem Magen geht’s gut, schwanger auch nicht.) Bemerkenswertes Nebenereignis: Im Garten wird grade ein Musikvideo gedreht – eine langbeinige Schönheit steht im Grün rum und tut so, als ob sie singen würde. Eines der Highlights: Es gibt dort Meerkatzen (Affen), die nicht nur den Touristen ihr Zeug klauen, sondern auch ihre putzigen Babys mit sich rumtragen. Ihr werdet das im nächsten Post noch öfter lesen, aber hier schon ein erstes Mal: Süüß! :)

Termitenhügel


Im Anschluss fahren wir zu einem Strandlokal, Pizza essen … Es gibt einen sehr idyllischen Blick auf den See und badende, dicke „Locals“, die von einem alten „Muzungu“ mit hochgezogenen Socken wohl hier hin ausgeführt wurden. Ich kann leider nicht baden gehen – Borreliose-Gefahr … Danach wollen wir noch an irgendeinem Strand ausspannen und fahren zuerst zum „Aero-Beach“ (heißt so, weil da aus irgendeinem Grund zwei Flugzeugwracks rumstehen) – da ist allerdings grade eine Riesenteenieparty am Laufen und wir entscheiden ein Stück weiterzugehen, wo wir zwar immer noch von der Musik beschallt werden, es aber leer ist, wir uns hinlegen und See, Fischerboote und vorbeigehende Leute beschauen können. Sehr, sehr entspannend und ein wunderschöner Ort.


Lake Victoria, I come back!

PS: Ich wurde nach Fotos gefragt, das ist ein wenig schwierig, weil unser Internet Volumen-beschränkt ist und ich die superklein bekommen muss … Zudem hab ich totale Laptopprobleme (ich benutze auch grade nicht meinen eigenen). Ich schau aber, dass das etwas wird.

PS 2: Achja, die Safari? Das kommt das nächste Mal!

Mittwoch, 5. Oktober 2011

3. Tag: „Work-Party-Balance“

Ich schlafe hier eindeutig zu viel, aber irgendwie macht das Land (Wetter? Mentalität?) auch alle anfangs müde, wie mir bestätigt wurde. Es fehlt zur Abwechslung mal nicht der Strom, sondern das Wasser (glücklicherweise bin ich die Einzige, die es noch vor dem Cut unter die Dusche geschafft hat). Ich fange endlich mit meiner Aufgabe hier an und beginne eine lange Liste von Leuten abzutelefonieren. (Für die, die nicht wissen, was ich hier eigentlich tue: Ich arbeite für das „S.T.E.P.“ (Student training for entrepreneurial promotion) Projekt. Im Rahmen dessen wurden ugandische Trainer (größtenteils Uniprofessoren) trainiert, um wiederum ugandische Nicht-Wirtschafts-Studenten bezüglich Entrepreneurship zu trainieren (inklusive Starten eines eigenen kleinen Unternehmens während des Trainings mit anderen in der Gruppe). Ich treffe mich nun mit Leuten, die das Training durchlaufen haben und erhebe im Rahmen eines Interviews, wie es so um ihre Entrepreneur-Fähigkeiten steht.) Die Telefoniererei ist nicht grade die dankbarste Aufgabe, denn 1/3 ist nicht erreichbar und ein weiteres versteht man am Telefon echt schlecht. (Zumal ich mich auch noch an das „ugandan english“ gewöhnen muss.) Aber nachdem ich kaum noch „Hello! How are you, XY? My name is …“ sagen kann, kann ich eine erste Reihe Treffen festmachen.

Am Abend starte ich das erste Mal in das Nachtleben von Kampala. Unsere erste Station ist ein Breakdance-Event, das vom Goetheinstitut organisiert wird – entsprechend sind mehr „muzungus“ da, als irgendwer im Raum befürwortet, aber die Show ist sehr gut! Ich probiere zum ersten Mal „matoke“, einen Brei aus Kochbananen, den es hier zu allem dazu gibt und er ist gar nicht mal so übel (das wurde mir gegenteilig angekündigt). :) Danach geht es weiter ins „Iguana“, einen „mixed club“, d.h. es sind Ugander und Internationals dort. (Mir wurde jedoch versprochen, dass ich auch Clubs kennenlerne, die „more local“ sind – zum eingewöhnen war der aber sicher gut.) Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal auf einer Party so viel getanzt habe – im Gegensatz zum Durchschnitt in Deutschland wird hier nämlich wirklich miteinander getanzt – nicht nur stumpfes „auf der Stelle treten“ oder „Körper aneinander reiben“. (Obwohl das 2. Element durchaus gegeben ist – wie ich gelernt habe gibt es in Luganda ein Wort, das sowohl „dance“, als auch „fuck“ bedeutet. ;)) Musik-mäßig kommt ein Mix aus aktueller Standard-Pop-Partymusik und ugandischer/afrikanischer Musik (reggae-lastig, einiges wirklich gut). Alles in allem: Ausgehen in Kampala – definitely worth it! Ich freue mich schon auf das nächste Mal in gespannter Erwartung des Kulturschocks, der mir eigentlich in diesem Kontext angekündigt wurde, aber irgendwie noch nicht kam (blonde „muzungu“ – ugandan club, you know?). ;)

PS: Soon to come: Safari im Murchison Fall National Park … stay tuned. :)

Donnerstag, 29. September 2011

2. Tag: „Honey moon“

Ich bin tatsächlich als 1. wach – ungewohnt. ;) Ist aber auch gar nicht so toll, denn es gibt keinen Strom (recht üblicher Zustand hier) – duschen mit kaltem Wasser und Tee-kochen auf Gasherd geht zum Glück trotzdem. Ich spreche mit den erfahrenen Leuten das Interview durch und kriege wichtige Tipps. Danach geht es zu unserem Büro im „Bugolobi annex“, einem Universitätsstandort gleich bei uns „um die Ecke“ – ein einfacher, kleiner Raum. 


Unser Büro ... und alle SO beschäftigt. :)

Blick aus dem Büro auf den kleinen Unistandort,
an dem wir oft arbeiten
(Makarere University Business School - Annex)
Ich darf erstmal bei einem Interview zuhören, das Sue macht, um ein Gefühl für die Sache zu bekommen. Im Anschluss gibt es ugandische Blätterteigtaschen, die mit Gemüse gefüllt sind, als Snack (like!). Dank Kim bekomme ich im Anschluss endlich meine ersten „Ugandan shilling“ – es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich an die Beträge gewöhnt habe (1 € = ca. 3800 UGX). Im Anschluss verhandele ich zum ersten Mal selbstständig mit einem „boda“-Fahrer und fahre für zu viel Geld (3000 UGX) zu einem nahe gelegenen Einkaufscenter, um einen Kaffee mit Caro zu trinken, die in meinem LCP-Jahr meine Kollegin in Berlin war und jetzt im nationalen Vorstand von AIESEC Uganda sitzt. Großartiger Zufall und auf jeden Fall sowohl im Vorfeld als auch jetzt eine tolle Hilfe und zusätzliche Perspektive für mich. :) Auf dem Rückweg handele ich den „boda“-Fahrer schon ein wenig mehr runter (2500), obwohl ich natürlich den „muzungu“ (Weißen) – Aufschlag zahle (darauf hinzweisen, dass man sich dessen bewusst ist, hilft aber offenbar … und damit drohen den „Anbieter“ zu wechseln). To Dos bezüglich Fortbewegung: basic Luganda lernen (besonders Zahlen zum Verhandeln), herauskriegen, wie das mit den „matatus/taxis“ (eine Art Kleinbusse – günstiger und einen Tick weniger risky) funktioniert beziehungsweise einfach mal ausprobieren, Verhandlungsskills verbessern. ;) Zum Abendbrot zaubert Svenja tolle Nudelsoße (mal wieder ohne Strom), danach fallen alle erschöpft auf die Couch … Filmabend wird bei der Hälfte durch einen weiteren Stromausfall beendet. TIU. 

PS: Ich freue mich über Reaktionsnachrichten auf mein Geschreibsel! :) Im Übrigen kann ich nicht garantieren, dass meine Schreibmotivation so hoch bleiben wird (die neuen Dinge werden ja auch weniger … also: definitiv nicht), aber ich gebe mir Mühe. 
Webale („Thank you!“) for reading!

Ankunft und erster Tag: “Hello Uganda!”

27.9. (Flug): Nachdem ich entspannte 50 Minuten geschlafen habe und erstaunlich fit aufgewacht bin, holen mich Kathi und Melle 3.45 Uhr an meiner Wohnung für einen weiteren gemeinsamen „random roadtrip“ ab – diesmal leider nur bis zum Hamburger Flughafen – natürlich regnet es in Strömen. Nach dem Einchecken wartet eine besondere Abschiedsüberraschung auf mich: Ein „deutsches“ Frühstückspicknick (mit Schwarzbrot) am Flughafen. Danke ihr beiden, ihr seid wunderbar! Danke auch an alle, die mir im Vorfeld Spaß, tolle Erfahrungen, gutes Wetter usw. gewünscht haben (und diesen Blog gefordert, jetzt lest ihn gefälligst auch ;))!

Auf geht es zu meinem laaangen Flug nach Entebbe/Uganda mit Zwischenhalt in Brüssel und Kigali (Ruanda). Im Flugzeug neben mir sitzt ein netter Ugander, der nach dem 1. Bier auch gesprächig wird und Weisheiten über das Leben in Kampala mit mir teilt bis ihn ein älterer Herr vom Platz vertreibt, weil der eigentlich ihm gehört.

Nach einem tatsächlich beeindruckend einfachen und schnellen Visaprozess erwartet mich am Flughafen mein Taxifahrer mit Namensschild (von den ugandischen AIESECern organisiert – danke Caro! :)) und ich habe eine sehr nette Fahrt inklusive Sprach-Crashkurs, Kommentaren zur Umgebung und Abgleich von ugandischen und deutschen Gewohnheiten (z.B. Straßenverkehr, Kinderanzahl, …) Er trägt mir auch meinen schweren Koffer in den 2. Stock der Bugolobi-Flats/Block 7, wo ich mein zu Hause für die nächsten 2.5 Monate finde. Eine große Wohnung mit 3 Schlafzimmern (ich wohne im Kinderzimmer), Wohnzimmer, Bad, Essbereich und Küche (es gibt sogar eine Waschmaschine!). Außer mir wohnen hier noch Kim, die das Projekt, bei dem ich arbeite,leitet, Svenja und Sue, die so wie ich Interviews durchführen und momentan Martin, ein Freund von Kim, der hier grad Urlaub macht. Ich sitze noch kurz mit im Wohnzimmer, esse etwas (Offenbarung nach zwei Flugzeugmahlzeiten) und falle 1:09 Uhr Ortszeit ins Bett (eine Stunde Zeitverschiebung).

1. Tag (28.9.): Ich darf bis 10.30 Uhr ausschlafen – die anderen sind auch nicht eher wach. ;) Es gibt ein leckeres Frühstück mit Guacamole und Rührei und danach geht es in die Stadt zum „Garden City“, der „großen“ Mall von Kampala, weil Kim und Martin Sachen mit ihren/unseren Internetsticks klären müssen. Den Weg legen wir mit dem „boda“ zurück, der schnellsten Beförderungsart, die Kampala zu bieten hat: Motorroller, bei denen sich bis zu zwei Leute hinter den Fahrer setzen können und die den typischen Kampala-Stau auf mehr oder weniger abenteuerliche Weise hinter sich lassen. Aufregend – but I love it! Nachdem wir mir auf der Straße eben schnell eine Simkarte (für ca. 50 Cent) erstanden haben, setzen wir uns zum akklimatisieren in ein Café (frischer Ananassaft) – zum Glück, denn kurz darauf werde ich Zeuge meines 1. tropischen Regenfalls: geht genauso aprupt, wie es kommt und verwandelt die Straßen für einen Moment in kleine Flüsse. Am Abend sind wir mit Freunden von Kim, Svenja und Sue in einem recht schicken (und für Ugandaverhältnisse teuren) Restaurant/Lounge – unter freiem Himmel, mit Liveband, Palmen und Pool … Daran könnte ich mich gewöhnen. (Wait a moment … Kann ich ja!)

Andere nennenswerte Happenings des Tages: Safari klar gemacht, 1. Heiratsantrag gekriegt, Internetstick vorhanden, aber sehr launenhaft. 


Kampala City

Bodas!
(Ich wohne in einem ähnlichen Block wie dem im Hintergrund.)
Bugolobi - das Viertel, in dem ich wohne

"Bugolobi market" - Njam, njam. :)
Die Tauben von Uganda -
sie sind überall und fressen alles!

Wahrscheinlich einer der unugandischsten Orte,
an den ich an meinem ersten Tag gehen konnte - Garden City.